Was ist ein Posaunenchor ?

Posunenchöre sind kirchliche, genauer evangelische Blasorchester.

"Posaunenchor" ist ein traditioneller Begriff und führt leicht in die Irre. 

  • Es wird nicht gesungen wie in einem "normalen Chor"
  • Ein Posaunenchor muss keine Posaune enthalten. In Posaunenchören spielen Trompeten,  Tuba, Tenorhörner, Flügelhörner und eben auch Posaunen, kurz: alle Blechblasinstrumente.
Warum heißt es dann nicht Blasorchester oder Blechblasorchester ?

Das hat einen geschichtlichen Grund. Posaunenchöre sind "kirchliche Blasorchester". In der Bibel werden an mehreren Stellen Bläser erwähnt, die damals allerdings auf Widderhörnern geblasen haben. Übersetzt wurde das in den deutschen Bibelfassungen mit "Posaune". Jeder kennt ja die "Posaunen von Jericho", obwohl diese Tierhörner mit unseren heutigen Posaunen nun wirklich wenig zu tun haben.  Als sich die ersten kirchlichen Bläsergruppen bildeten, wollte man sich natürlich auf die biblischen Bläser beziehen, daher "Posaunen ...".

Aber warum Chor ?

Wieder ein geschichtlicher Grund. Als sich die kirchlichen Bläsergruppen bildeten, distanzierte man sich stark von den weltlichen Bläsergruppen (Feuerwehrkapelle, Bergmannskapelle, Schützenvereine usw.), bei denen natürlich die Blasmusik im Vordergrund stand. Die ersten kirchlichen Bläsergruppen nahmen die vorhandenen Noten der Kirchenchöre und spielten dieselben Stücke auf ihren Instrumenten. Dies war damals funktionierende "Verkündigung", da die Menschen die Texte der Choräle auswendig konnten. Wenn sie die Melodien hörten, dachten sie auch an den geistlichen Text.

Es wurde auch in "chorischer Besetzung" geblasen. Das bedeutet, dass die Stimmen wie im Sängerchor aufgrund ihrer Tonhöhe als Sopran, Alt, Tenor und Bass benannt werden und auch mehrfach besetzt werden können.  Mehrere Bläser können sogar die gleiche Stimme blasen, wenn sie verschiedene Instrumente spielen. Z.B. können Posaune, Tenorhorn und Waldhorn zusammen Tenor blasen, während in einem Blasorchester die Stimmen nach den Instrumenten benannt werden, also 1. Waldhorn, 2.Waldhorn, 1.Posaune, 2. Posaune usw.

Hier kommen wir noch zu einem wesentlichen praktischen Unterschied zwischen den weltlichen Blasorchestern und den Posaunenchören: damit die chorische Besetzung problemlos durchgeführt werden kann, einigt man sich bei allen Instrumenten auf eine einheitliche Notations- und Griffweise. Das bedeutet, dass ein Bläser, der einmal die Töne und Griffe auswendig gelernt hat, auch auf einem anderen Instrument, sogar in einer anderen Stimme blasen kann. So gibt es in vielen Posaunenchören Bläser, die je nach Besetzung Tenorhorn oder Trompete spielen, damit der Chor immer blasfähig ist. Mit dieser eigentlich sehr sinnvollen Methode erreichte man einen damals durchaus erwünschten Nebeneffekt: wer im Posaunenchor (kostenlos!!) das Blasen erlernt hatte, konnte nicht ohne Schwierigkeiten in die weltlichen Bläsergruppen abwandern, da dort - je nach Instrument - andere Griffweisen benutzt wurden, z.B. Trompete in B, Horn in F oder Es usw.

Dieser früher als Schutz der Posaunenchöre angesehene Nebeneffekt wird uns heute oft zum Verhängnis. Bläser, die in Musikschulen oder privat ein Blasinstrument erlernen, benutzen die "weltlichen" Griffweisen; wenn sie dann in einem Posaunenchor mitblasen möchten, müssen sie erst neue Griffe lernen. Davor schrecken natürlich viele Bläser zurück, die sonst bereit wären, in kirchlichen und weltlichen Bläsergruppen zu spielen.

Interessiert ?

Wer mehr über Posaunenchöre im allgemeinen und ihre Organisation wissen möchte, kann sich durch die Seiten des Posaunenwerks von ganz Deutschland oder durch die des Posaunenwerks im Rheinland klicken.